Außerschulisches Praktikum beim Verband deutscher Reeder – ein Erfahrungsbericht
Eine Schülerin des Beruflichen Gymnasiums hatte die Möglichkeit ein längeres Praktikum auf einem Containerschiff zu absolvieren. Falls auch Du Interesse an so einem Praktikum hast, kannst du dich bis zum 22.04.2022 beim Verband deutscher Reeder bewerben.
Ein solches Praktikum ermöglichen wir gern, da man mit dem erfolgreichen Abschluss des Beruflichen Gymnasiums die Allgemein Hochschulreife erreicht mit der auch eine andere Fachrichtung als nur Wirtschaft studiert werden kann. Eine wirtschaftliche Grundbildung ist dabei aber immer hilfreich.
Meine Reise auf der Prague Express vom 03. Juli bis 25. August 2021
Von Philina Brandes BG22/3
Lesezeit: 4 Minuten
Standest du auch schon am Hafen, blicktest in die Ferne und hast dich gefragt, wie es wohl ist auf einem der Containerriesen zu arbeiten, welche Tag für Tag im Hamburger Hafen ein- und auslaufen? Ich habe es mich auch lange Zeit gefragt, bis ich im vergangenen Sommer in meinen Ferien die Möglichkeit hatte, ein Praktikum auf einem Containerschiff zu absolvieren. Du möchtest wissen, wie es auf dem Dampfer war, und wie ich zu dem Praktikum kam? Dann lies einfach weiter und ich werde dir wohl so einige Fragen beantworten können.
Für fast zwei Monate durfte ich mit der Prague Express eine Rundreise von Hamburg, über das Mittelmeer, durchs Rote Meer, bis nach Indien und zurück machen. Durch Zufall war ich über eine Berufsmesse auf die Seefahrt gestoßen, und hatte mich im Anschluss für das Ferienfahrer-Programm des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) beworben.
Anfang Juli ging es dann schon an Bord, zunächst wirkte das Schiff riesig und ich zweifelte daran, ob ich mich dort jemals zurechtfinden würde, doch die Crew empfing mich mit offenen Armen. Sie bestand aus Polen, Filipinos und Deutschen. Aufgrund der unterschiedlichen Sprachen wurde meist Englisch gesprochen. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran, und meinen Kenntnissen tat es gut.
Alle bemühten sich sehr, mir möglichst viele Eindrücke mitzugeben, natürlich entstanden immer mehr Fragen, je mehr ich sah und kennenlernte. Die Jungs an Bord waren immer für meine Fragen offen und haben mir versucht alles zu erklären, was ich wissen wollte, dabei kamen sie gewiss manches Mal an ihre Grenzen. Jedoch waren meiner Faszination keine Grenzen gesetzt. Einer der beeindruckendsten Momente für mich war, als ich das erste Mal den Maschinenraum betrat und vor der gewaltigen Hauptmaschine stand. Insbesondere in diesem Moment hatte ich viele Fragen, doch ich lernte auch sehr schnell, mir meine Fragen selber zu beantworten.
Dies war bei der Vielzahl an Tätigkeiten wichtig. So half ich im Maschinenraum bei der Kontrolle der Hilfsdiesel, beobachtete die Abläufe beim Bunkern (tanken), malte Auslassventile, ging bei Sicherheitskontrollen mit, machte Leiter und Ölinventur, markierte Leitern, reinigte einen Separator mit und half, wo es ging.Auch auf der Brücke gab es viele Aufgaben für mich. Anfangs ging ich Brückenwache mit dem ersten Offizier, er erklärte mir viel über die Gefahrgüter an Bord und etwas über die Balance unseres Schiffes. Später ging ich dann Brückenwache mit dem Zweiten Offizier. Mit ihm machte ich die Karten-Korrekturen und lernte, wie man die Position plotten kann. Von ihm habe ich auch gelernt, wie ich den Sonnen/- Mondaufgang und -untergang anhand der Koordinaten berechnen kann. An Deck gab es natürlich auch einiges zu tun. Unter anderem half ich dort beim Entrosten, dies war eine meiner Lieblingsaufgaben an Deck. Es hat mir Spaß gemacht mit „schwerem Gerät“ den Rost zu entfernen, es war zwar laut und dreckig, aber man sah sofort einen Fortschritt. An Deck half ich auch beim Auslaufen und im Hafen bei der Ladungswache.
Am eindrucksvollsten für mich war es jedoch, als ich das Schiff steuern durfte. Es ist einfach beeindruckend, wenn man das verhältnismäßig kleine Steuer in den Händen hält und so einen großen Dampfer „kontrollieren“ kann.
Der Bordalltag bot mir jeden Tag etwas Neues und Aufregendes, jedoch war für mich immer das Allerschönste, wenn wir in einen Hafen einliefen oder wieder ausliefen. Jedes Mal, wenn wir in einen neuen Hafen einliefen, konnte ich ein neues Stück Land entdecken, auch wenn dieses nur von Bord aus war, waren die Eindrücke faszinierend.
Abschließend kann ich sagen, dass diese Reise einfach nurwunderschön war. In den vorangegangenenZeilen habe ich nur einige meiner Eindrücke teilen können, doch es gab noch viel mehr beeindruckende Momente, die ich bestimmt nicht vergessen werde. Ich ging mit Faszination für die Seefahrt an Bord und bin gefesselt von ihr abgemustert.
Wenn du dir noch unsicher bist, wohin es dich verschlägt, du aber offen für neue Erfahrungen und Abenteuer bist, rate ich dir, dass du dich einmal über die Seefahrt und ihre Möglichkeiten informierst. Versuch es doch auch mal mit einem Praktikum beim Verband Deutscher Reeder und bewirb dich dort (2022 bis zum 15. April).